Blog3-start_up-shut_down

Denk-Anstöße

Start-up. Shut down!


E. Heinz-Joachim Hill,  25. August 2019

Der „German Mittelstand“ ist eine von vielen anderen Volkswirtschaften beneidete Besonderheit. Diese kippt gerade. Und das liegt sicherlich nicht alleine an der zunehmenden Globalisierung. Vieles ist hausgemacht.


Ende des Jahres 2006 bauten Tüftler in den USA in einer Hinterhofwerkstatt einen Elektro-Antrieb in einen Lotus Sportwagen. Heute nennt sich dieses Start-up Tesla . Eine Erfolgstory wie sie sich in der internationalen Start-up-Szene weltweit abspielt. Wir in Deutschland schauen dagegen aus wie ein älterer, stark übergewichtiger Herr, der auf einer speckigen Couch liegt mit einer Flasche Bier in der Hand und ein Fußballspiel der 1. Fußball Bundesliga auf einem innovativen in Fernost hergestellten TV aufmerksam verfolgt. Ein Spieler rennt hinter dem Ball her. Der Zuschauer assistiert ihm mit: „lauf, du fauler Sack, lauf!“


Warum ist in vielen anderen Staaten vieles von dem möglich, was bei uns nicht mehr geht? Warum haben wir den Anschluss verloren? Nein, an uns liegt nicht. Sondern immer an dem oder den anderen. Wir wüssten schon, aber…  Wir suhlen uns in einem institutionalisierten psychologischen Verhalten, das den Status quo zur Religion erhoben hat und jeglichen Fortschritt lähmt.


Wenn jede und jeder in unserer Gesellschaft nur noch mit sich selbst und nur noch mit eigenen Interessen beschäftig ist, verlieren wir nicht nur den Überblick wir verlieren auch die Übersicht. Ob dies an einem schleichenden gesellschaftlichen Phänomen oder an einem Paradigmenwechsel liegt, ist so einfach nicht zu beantworten.

Von der Trümmerfrau zur Couch-Potato

Deutschland, das Land der Erfinder, ist durch Überregulierung eine träge Couch-Potato geworden. Wir rennen neuen Technologien hinterher und überlassen die Spielführung anderen. Und das in einer Zeit, wo Innovation und Kreativität in technische und digitale Erfindungen dringend benötigt werden.


Nach der Tatkraft von Trümmerfrauen, -kindern und -männern, die das Wirtschaftswunder vollbrachten, kam der Wandel zu einer verwaltenden, verbrauchenden und autarken Machtgesellschaft. In den ersten drei Nachkriegsjahrzehnten ging es – notwendigerweise – um die soziale Absicherung schwächerer Gesellschaftsgruppen. Danach kam die Zeit der vielfältigen Wünsche.


Die inhabergeführten Unternehmen, die zum deutschen Wirtschaftswunder beitrugen, sind seit Jahren Auslaufmodell. Als wichtigster Rohstoff gilt gemeinhin unser Wissen – das selbst bei Mittelstandvereinigungen, nicht der durch unternehmerische Tatkraft, Kreativität und Risiko geschaffene Mehrwert.

Ein Diplom ist kein Fähigkeitsnachweis


Ein speziell deutsches Phänomen: Bei uns bauen sich Hierarchien, Wohlstand und gesellschaftliche Anerkennung über nachgewiesene Abschlüsse auf. Ohne offiziellen Nachweis läuft in unserer streng hierarchisch gegliederten Gesellschaft nichts. Hierzulande zählen Wissensanhäufung und Abschlüsse vergangener Perioden vor jeder jetzigen Leistung und deren Qualität. Mehr noch: Sie beanspruchen quasi ein Monopol auf gesellschaftliche Anerkennung und wirtschaftlichen Erfolg.


Diese Denk- und Handlungsweise ist wenig kompatibel z. B. mit der angelsächsischen Kultur. Dort zählt Ausbildung deklaratorisch für Gelerntes in der Vergangenheit. Das hat aber nur bedingte Aussagekraft für zukünftiges Wirken. Die sogenannten egg heads finden sich weniger in Unternehmen als unter sich.


Bei einer Laudatio auf Bill Gates , wurde einmal mit einem Augenzwinkern angemerkt, was alles ihm nur hätte werden können, wenn er einen akademischen Abschluss vorzuweisen gehabt hätte. In den USA steht eine high numbered person hoch angesehen in der Wertschätzung. Dagegen sind unsere Titel ein Restbestand preußischer Wesensart, vielleicht auch Reste einer Zunftdenke aus dem Mittelalter.


Killer für Start-ups


Unser verquastes preußisches Verwaltungsdenken, unsere Bewahrungsstrategien, unsere Angestellten- und Beamtenmentalität, unsere Bräsigkeit, in der wir gerne vom Ruhesessel aus andere anspornen, ist der Killer für unsere Gründungskultur. Start-ups entstehen nicht, wenn man Unternehmertum einschränkt, sondern aus Freiraum. Neues entsteht oft nach Disruption, nicht aus der geordneten Sicherheitswelt.


Die absoluten neuen Lieblingsberufe junger Menschen sind nicht mehr die Selbständigen und Praxisberufe früherer Jahre, sondern Angestelltenberufe. Mehr Freizeit und Lebensqualität dominieren gegenüber ungeregeltem Schaffen. All das, was unsere Gesellschaft jetzt so schätzt, bieten aber weder Start-up noch diejenigen die schon lange ihr eigenes Unternehmen führen. Im Gegenteil: Unternehmertum ist wieder einmal mit Stigma behaftet. Es be- und verhindert Start-up-Mentalität und –Kultur, Kreativität und Visionen.


Warum sollten sich in diesem gesellschaftlichen Mainstreamdenken junge und unternehmungsfreudige Menschen für ein freies und unsicheres Unternehmertum entscheiden? Deutschland hat es vermasselt.


Start-up – shut down!

Gründer? Eine Geschichte des Scheiterns


Im Portal Gründerpilot las ich gerade, dass Experten davon ausgehen, dass nur eines von zehn Startups richtig erfolgreich wird und mehr als 80 Prozent aller Start-ups innerhalb von drei Jahren scheitern. Es gibt Stimmen, nach denen sogar 90 Prozent aller Gründungen in diesem Zeitraum scheitern. Laut Deutschem Start-Up Monitor hat bereits ein Drittel der Deutschen Startup-Gründer zuvor ein gegründetes Startup eingestellt.


Auch wenn die Politik nicht müde wird, ihr Engagement für Gründer in Sonntagsreden zur Schau zu stellen, so trifft es wohl eher zu festzustellen, dass eine Gründung nicht gelingt, weil die Politik die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen hat, sondern trotz der Rahmenbedingungen. Deutschland lebt keine Gründerkultur! Weil die Denkansätze nicht von Realitätssinn und Erfahrung geprägt sind. Diejenigen, die Finanzierungsprogramme auflegen, erstellen ihre Konzepte allein vor dem Hintergrund eines Angestellten- und Sicherheitsdenkens. Das macht die Förderprogramme so untauglich für private Gründungen, Start-ups.


Unterstützung abgestimmt auf den Gründungszyklus


Financial Development geht andere Wege als die offiziellen Förderprogramme. Wege, die auf jahrzehntelanger Erfahrung beruhen und die echten Bedürfnisse der Gründung eines klassischen KMU oder eines Start-ups adressieren. Für die Experten von Financial Development steht nicht der Gründungszeitraum oder allein der Businessplan im Fokus. Sie betrachten den Zyklus einer Gründung über einen längeren Zeitraum. Das ist essenziell, um die richtige Unterstützung zum richtigen Zeitpunkt geben zu können: Finanzen/Kredite, Management, Recruiting/Teambildung, Kommunikation, Unterstützung bei behördlichen/juristischen Regularien.


Start-up. Here we go!


Zurück zur Übersicht
Share by: